2013-03-20

LUNA 28

Ich sagte, es ist ein Fehler, dass wir lernen nur innerhalb der Linien auszumalen.
Darauf sagte Marla, dass wir einfach keine Linien mehr sehen dürfen.
Die Aborigines lehren, dass alles eins ist.
Eine große Masse, alles hängt zusammen.
Die Seelen der Menschen sind nur ein kleiner Teil des ganzen, gefangen in Körpern.
Was aber, wenn es keine Linien gäbe?
Unsere Körper würde trotzdem Systeme bleiben, aber nicht geschlossen.
Stell dir vor deine Haut wäre keine Grenze zischen dir und deiner Umwelt, sondern ein Portal.
Das ist ein bisschen wie bei meinem Opa:
Ein Augenarzt hat festgestellt, dass er rot wie grün sieht und grün wie rot.
Aber von Kindheit an würde es ihm andersherum beigebracht, antrainiert.
Sein Gehirn filtert die Informationen, die die Augen aufnehmen, weil es gelernt hat, wie es richtig ist.
Und uns allen wurde beigebracht, dass die Haut eine Linie ist. Eine Grenze.
Und wenn das nur antrainiert ist?
Neugeborene können am Anfang nur zwischen hell und dunkel unterscheiden und vielleicht ist das die wahre Art zu sehen.
Man muss keine Umrisse erkennen können, wenn es keine gibt.
Marla sagte auch, dass wir alle gleich sind.
Jetzt ergibt das einen Sinn.
Wir sind alle gleich, weil wir alle EINS sind.
Wir sind eine Metapher, eine riesige Metapher für etwas noch größeres.
Wir alle zusammen.
Du und ich und Europa und Marla und Mirjam und Aurora und auch Leo und Jan und Mo und Elea auch und Pia und Lari und Nelly und Mama und Papa und alle anderen. Und auch die Tiere und Pflanzen. Alles was atmet.
Vielleicht wurden wir nur getrennt, weil wir als viele kleine eine größere Überlebenschance haben, als als ein Großes unter noch größeren. 
Wir alle atmen. Und vielleicht hatten wir alle einmal den selben Herzschlag. Wir haben uns nur zu weit voneinander entfernt und wurden deshalb alle ein bisschen anders.
Und vielleicht geht es beim Sex nicht um Fortpflanzung oder die Befriedigung der Lust, sondern darum, die, mit der Zeit gewachsene, Barriere zu brachen. Wieder eins zu werden.
Den gleichen Herzschlag zu haben.
Wie bei einem Fluss, der in einen anderen fließt. Sie passen sich einander an, fließen plötzlich gleich schnell.
Und niemand kann sie auseinander halte.
Keiner vermag zu sagen, welches Wasser aus welchem der beiden Flüsse stammt.
Vielleicht ist das
das ganze
Geheimnis.


Danke, Marla.
Danke für diese Metapher.


1 Kommentar:

Ich stehe nicht auf
Wenn ihr es sagt

Und ich setzte mich auch nicht
Wenn ihr mich bittet.

Bitte seid nett zu mir.
Ich bin doch noch so

Zerbrechlich