2013-03-31

LUNA 35

Ich weiß noch,

es war dunkel.

Und über dem Meer erstreckte sich 

der endlose Sternenhimmel.

Papa machte ein Lagerfeuer,

Mama und ich schälten 

die Kartoffeln fürs Abendessen

und uns aus den 

wolligen

deutschen

Klamotten.

Es war warm.

So warm.

Selbst nach Sonnenuntergang

lagen auf der Mauer noch die Eidechsen

und wärmten sich an dem Stein, der die Hitze gespeichert hatte.

Und die Luft,

sie roch so wunderbar salzig

und von weitem konnten wir hören,

wie sich das Meer

mutig gegen die Klippen warf

und daran zerschellte.

„Sollen wir zu den Felsen gehen 

und schreien?“,

fragte Mama.

Ich nickte aufgeregt.

Also nahm Mama meine Hand 

und wir gingen im dunkeln

über den staubigen Weg,

der von Muskatsträuchern 

und Pinien gesäumt ist,

Richtung Steintreppe.

Aber an der Steintreppe gingen wir nicht wie sonst runter,

sondern links.

Kraxelten über Steine

bis wir direkt an der Klippe standen.

Und es musste toll ausgesehen haben.

Die Sterne über uns.

Wir, in unseren weißen Leinenkleidern,

an denen der Wind zerrte.

Und die tobenden, schäumenden Wellen,

die uns nass spritzten.

Und dann schrien wir.

So laut wir konnten.

Und wir mussten lachen und schreien.

Und wir hörten nicht auf,

bis in den nahen Häusern

die Lichter angingen.

Und wir kicherten,

Mama wie ein kleines Mädchen,

bückten uns hinter einen Stein,

denn jemand leuchtete mit einer Taschenlampe.

Und als wir zurück kamen

umarmte Mama Papa und sagte,

dass sie sich nie so frei gefühlt hatte

wie dort, auf der Insel.

Und ich hoffte so sehr,

dass sie sich dort, auf der Insel,

vielleicht wieder lieb haben konnten.

Und wir würden für immer dort bleiben.

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Das war der Sommer, als Papa mir das Boot baute.

Er wohnte schon ein halbes Jahr auf Ibiza

und es war das dritte Mal,

dass wir ihn besuchten.

Ich liebe Ibiza.

Aber nur die Hälfte, 

die kein Tourist

sich normalerweise ansieht.

Die mit den Baustellen und streunenden Hunden und Katzen.

Mit dem Staub

und den alten Autos.

Wo das Meer, so nah und unberührt ist.

Und die Menschen so menschlich

und braun gebrannt.

Die Hälfte mit den kleinen Cafés in denen man

den wundervollsten frischgepressten Orangensaft

der Welt bekommt.






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Ich stehe nicht auf
Wenn ihr es sagt

Und ich setzte mich auch nicht
Wenn ihr mich bittet.

Bitte seid nett zu mir.
Ich bin doch noch so

Zerbrechlich