2013-03-13

LUNA 24

Ein Brief

Eigentlich sollte ich dich hassen.

Wie du mich aussaugst.

Mir meine Kraft stiehlst,

bis auf den letzten Tropfen.

Wie du meine Finger immer wieder über die Tastatur jagst.

Nur, damit sie sich dann auf der Löschen-Taste ausruhen dürfen.

Wie du mich unsanft in den Schnee wirfst.

Wie du die Seiten zerreißt, die ich mühevoll

bekritzle.

Damit nichts von mir übrig bleibt.

Aber das alles ist eine Metapher,

weißt du?

Wir alle sind eine Metapher.

Für etwas großes.

So groß,

dass wir es nicht sehen können.

Alles was wir tun: 

eine Metapher.

Alles was wir sagen:

eine Metapher.

Du raubst mir den Atem, das sollte dir bewusst sein.

Und du könntest mich so einfach umbringen.

Aber du tust es nicht.

Und ich frage dich:

Warum?

Warum lässt du mich hier bleiben,

Warum lässt du das Wasser nur einlaufen

bis es mir zur Oberlippe steht.

So, dass ich gerade noch so durch die Nase atmen kann.

Ein Tropfen

und ich müsste wohl sterben.

Denn meine Füße

sind auf dem Boden angekettet.

An manchen Tagen

bindest du mich los,

damit wir tanzen können.

Aber du trittst mir nur auf die Füße.

Nein, du bist nicht tollpatschig.

Du willst mich aufjaulen hören

und sehen, wie ich hüpfe.

Deine Finger bohren sich in meine Hüften 

und du hältst mich fest,

sonst würde ich fliehen.

Und ich liebe deinen Duft.

Und ich liebe dich so sehr.

Und doch

ist da so viel Hass.
















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Ich stehe nicht auf
Wenn ihr es sagt

Und ich setzte mich auch nicht
Wenn ihr mich bittet.

Bitte seid nett zu mir.
Ich bin doch noch so

Zerbrechlich